
4:30 Uhr bei leichten Nieselregen begann die heutige Fahrt am Alexanderplatz. Der Bahnhof angenehm leer und nur wenige Leute im Zug nach Wismar. Auf den Zwischenstopps in Berlin und in Spandau steigen noch einige Fahrgäste ein. Die meisten nutzen die frühe Stunde und Fahrzeit um sich etwas Schlaf zu gönnen. Hinter Spandau wird der Regen etwas stärker. Ich hoffe mal, dass bis Wismar das Wetter sich bessert.
Kleiner Tip für Bahnfahrten – Möglichst Fahrverbindungen nutzen, die eher schwach ausgelastet sein dürften. Als möglichst früh oder in der Nacht fahren, wenn man dies kann. In Berlin selbst bieten die Züge über Stadtbahn (Ostkreuz – Zoologischer Garten) und Nord-Süd-Tunnel diverse Alternativbahnhöfe zu dem stark frequentierten Hauptbahnhof.
4:50 Uhr – Langsam weicht die Nacht der Dämmerung und ein neuer Tag bricht an, während der Zug durch Brandenburg fährt. Kaum zu erkennen ist die Landschaft durch den Regen. Ein Blick auf den aktuellen Wetterbericht lässt jedoch hoffen, dass in Wismar kein Regen sein wird. Ein Halt des Zuges in Brieselang zeigt einen Bahnhof wie er oft auf dem Land zu sehen ist – ein einsames Wartehäuschen was nur notdürftig Schutz vor Regen, Wind oder gar im Winter bei Kälte bieten kann. Ob solche Bahnsteige wirklich zum Umstieg auf die Bahn einladen?
Während der Zugbrieselang verlässt zeigen sich die ersten Lücken in den Regenwolken am Ende des Horizontes. Der Blick schweift über Felder und fällt auf wenig ansehnliche Windräder. Für die einen ein Zeichen von Fortschritt. Und für andere der Innbegriff von Landschaftsverschandlung und Klimarettungswahn. Die Wahrheit dürfte wie so oft in der Mitte liegen. der Zug hat nun Nauen erreicht.
5:00 Uhr als der Zug den Bahnhof in Nauen verlässt fährt auf dem Nachbarbahnsteig ein Regio nach Berlin ein. So ist es mit der Bahn die einen bringt sie fort von einem Ort und andere hin zu einem Ort. Eine freundliche Zugbegleiterin kontrolliert wenige Minuten später die Fahrscheine. Ob ihre freundliche Art auch für das Verschwinden des Regens und der Regenwolken verantwortlich ist?
5:20 Uhr in Friesack fällt der Blick auf ein altes und leerstehendes Bahnhofsgebäude. Es erinnert an Zeiten in denen die Bahn für Fortschritt und Moderne stand, und als Symbol für Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Und heute? Leider zu oft für das Gegenteil. Und das wofür die Bahn einst stand ist so verblasst wie der Bahnhofsname der kaum noch lesbar ist. An einem verfallen wirkenden Bahnhofsgebäude bei dem selbst die Fassade zeigt, die guten Zeiten der Bahn sind schon sehr lange her. Und wenn nicht bereit ist etwas zu investieren werden diese eines Tages endgültig verschwunden sein, sowie viele andere Bahnhofsgebäude.
5:40 Uhr – So wie der Zug seinen Weg auf den Schienen nimmt zur Endstation, so nimmt der Morgenkaffee seinen Weg durch den Körper. Ein Gang zur Zugtoilette lässt Erinnerungen wach werden an die “Plumpsklos” in den Zügen der Reichsbahn in der Kindheit. Ist wirklich schon soviel Zeit vergangen? Ist es schon so lange her, als Reichsbahn sich mit der Bundesbahn vereinten, und dann zur Deutschen Bahn wurden? Erinnerungen an die ersten ICEs werden wach. Und auch die Fahrten mit dem Wochenendticket erscheinen im Nebel der Erinnerung, als auf den Sitz zurück der Blick über die Landschaft schweift.
Was wurde nicht alles von der Politik versprochen als die Bahn privatisiert werden sollte – was sie bis heute nicht wurde. Sie mag zwar eine AG sein und in unzählige Gesellschaften aufgesplittert, doch 100% der Deutschen Bahn gehören noch immer dem Bund. Wobei es auch manchmal seine Vorteile hat, dass seit damals auch andere Anbieter auf der Schiene fahren dürfen. Zu fragen bleibt jedoch, wohin soll die Reise für den Nah-, Regional- und Fernverkehr gehen und wo enden. Denn die Fahrpläne der Bahn mögen mehr oder weniger zuverlässig sein, doch die Fahrpläne der Politik sind es nie. Ich überlege gerade ein Bild für die Haltbarkeit von Aussagen und Plänen in der Politik, nur mir fällt nichts ein was eine so geringe Haltbarkeit und Zuverlässigkeit besitzen dürfte.
6:53 Uhr Der erste von drei Bahnhöfen der Landhauptstadt Schwerin wurde erreicht. Auch wenn in Schwerin-Süd nicht viel von Schwerin zu erblicken ist, erfreut es doch den Reisenden nun im Bundesland seines Zielortes zu sein. Die Fahrt über die Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurde bei einem Nickerchen verschlafen. Inzwischen ist der Zug etwas gefüllter und die ersten ausgeschlafenen Fahrgäste sind im Zug. Wie schaffen es diese an einem Feiertag nur so früh so munter zu sein?
7:40 Uhr Bei der Ankunft in Wismar begrüßt einen ein freundlicher Bahnhof in der noch verschlafen wirkende Hansestadt. Wandbilder zeigen einige Szene aus der Geschichte der Bahn. Der erste Weg führt am modernen ZOB vorbei zum Hafen.
Rundgang durch Wismar
Nach einen kritischen Blick auf den einladend wirkenden Busbahnhof ging es zum Hafen. Zu früher Morgenstunden wirkte er noch etwas verschlafen. Die Lage von Wismar an der Wismaer Bucht erlaubt keinen Blick auf die offene Ostsee. Gleich in der Nachbarschaft des Hafens liegt das Wassertor, welches den Anfang des Rundgangs durch die Innenstadt mit vielen historischen Häusern macht.
Im Hafen von Wismar
Durch die Innenstadt
Marienkirche und St. Marien Forum
Einen längeren Zwischenstopp gab es bei der Marienkirche. Das Kirchenschiff wurde im April 1945 stark beschädigt und 1960 gesprengt. Da die Pläne für den Wiederaufbau nie realisiert werden konnten, errichte man in dem Umrissen des ehemaligen Kirchenschiffs das St. Marien Forum. Hier findet man auch Spuren und Überreste des früheren Kirchenschiffes. Unweit der Marienkirche findet man etwas versteckt die Überreste eines alten Schulgebäudes.
Rückreise
11:00 Uhr leider wird es nun wieder zeit die Rückreise anzutreten um den Feiertagsansturm noch etwas auszuweichen. Einen kleinen Vorgeschmack auf den zu erwartenden Ansturm lieferte der aus Berlin ankommende Zug, der weit gefüllter als bei meiner Anreise aussah. Zum Glück für Volksmaus und mich fährt der Zug nur die Strecke Berlin – Wismar, so dass an den Endstationen ein- und aussteigen können.
11:30 Uhr Bis zur Abfahrt wurde der Zug doch noch etwas voller, so dass fast alle Sitzplätze im Waggon besetzt sind. Wie voll der Zug während der Fahrt noch wird, kann man nur vermuten und muss einfach abwarten.
12:00 Uhr Geraune der Fahrgäste als die Durchsage kommt, dass der Zug auf seinen Gegenzug warten muss und es dann erst weiter geht. Bei einem Gegenzug handelt es sich um einen Zug der aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung auf den gleichen Gleisabschnitt kommt. Bei einer Kreuzung des Schienenweges (z.B. durch eine Weiche bei der Einfahrt) beider Züge muss einer der Züge dann warten. Vorrang hat hier dann oft der ein fahrende Zug.
12:10 Uhr nach der Einfahrt eines zweiten Gegenzuges ging es mit 10 Minuten Verspätung weiter.
13:45 Uhr In Glöwen muss der Regio wegen eines überholenden ICE warten, da dieser Vorrang auf der Schiene hat. Und nur den Regio überholen kann, wenn dieser nicht auf der gleichen Schiene ist. Auf Schienen ist das Überholen von anderen Zügen nicht so leicht wie mit Autos auf der Straße.
15:10 Uhr – Mit ca. 30 Minuten Verspätung endete die heutige Fahrt am Berliner Alexanderplatz.