Asklepios – eine Patientin berichtet

Die Artikel des Volksboten zum Berliner Krankenhausstreik inspirierten eine Leserin dazu uns den Krankhausalltag aus ihrer Sicht als Patientin zu schildern. Ob die von ihr geschilderten Zustüände Corona bedingt sind oder eher Systembedingt kann man nur vermuten.


Ich (weiblich, 42 J.) hatte während meines 2wöchigen Klinikaufenthaltes bei Asklepios ausreichend Gelegenheit, mich umzuhören & umzusehen. Was ich dort gesehen & erlebt habe, ist meiner Ansicht nach einfach unglaublich; wenngleich es sicher nicht nur in dieser Klinik der Fall ist. Dazu habe ich zeitlebens schlichtweg schon zu viele Klinika alleine in Berlin als Patientin erlebt, um das beurteilen zu können – aber diese Klinik, diesmal außerhalb Berlins, toppte alle bisherigen!

Es begann mit den Personalschlüsseln bei Pflege & Reinigung, ging über die ungenügende Nahrungsmittelversorgung der meisten Patienten, und gipfelte in den quasi fast gar nicht vorhandenen Caféteria-Öffnungszeiten – aber lest besser selbst.

Zu den Personalschlüsseln

Während Jemand vom Pflegepersonal meine Zimmernachbarin versorgte, kam die Unterhaltung von uns Dreien auf das Thema „Patientenversorgung allgemein“, da ich kurz zuvor gehört hatte, daß an diesem Tag nur 2 Pflegekräfte für 36 Patienten (plus ein sogenanntes „Sperrzimmer“, in dem aktuell Bauarbeiten stattfanden) da wären; des nachts ist auf selbiger Station gar nur eine einzige (!!) Pflegekraft – nicht auszudenken, wenn da noch ein Notfall dazwischenfunkt, oder gar mehrere; zudem sind viele Patienten bettlägerig.

Die Pflegekraft erzählte fast schon beiläufig, daß das ja seit Jahren schon fast „Normalität“ wäre, und es ja ohnehin bundesweit keinerlei Pflegeschlüssel auf den Normalstationen gäbe (diese geben an, wie viele Patienten auf eine Pflegekraft kommen sollen) – lediglich Intensivstationen sollen diese Pflegeschlüssel haben, und das insbesondere nur, weil aktuell bekanntlich die C19-Viren grassieren.

Um das Thema nochmal aufzugreifen, hatte ich später, kurz vor meiner Entlassung, auch nochmal mit der Reinigungsdame meines Zimmers gesprochen; leider war hier nur bedingt etwas herauszubekommen, der Rest ist einfach meinen eigenen Überlegungen geschuldet. Und zwar meinte sie, daß sie in der Reinigung (Zitat) >Ja, sicher!< einen Personalschlüssel hätten, dennoch aber dauerhaft (Zitat) >unterbesetzt< wären.

Ich, zeitlebens „Dauergast“ in unterschiedlichsten Klinika, frage mich da allen Ernstes, wie sollen sie nur in den wenigen Minuten, die ihnen pro 2-Bett-Zimmer bleiben, alles sorgsam genug reinigen – ja, stellenweise sogar klinisch steril (man denke nur mal an C19-Patienten, Krankenhauskeime oder gar andere übertragbare Krankheiten) -; die Patientenzimmer allgemein, die Toilettenräume – oder schlicht die Klobrillen mal ganz für sich genommen. Wie bitte soll das gehen?!?? Desinfektion ist so nur extrem oberflächlich möglich!

Ich würde meine Arbeitszeit-Beobachtungen der Reinigungskräfte mal auf höchstens 10 Minuten für Alles an den Wochentagen und Sonntags gar nur höchstens 3 (!!) Minuten pro Zimmer schätzen. Auf meine Fragen hab ich diesbezüglich leider keine Antwort bekommen… sagt schon viel, wie ich finde.

Zudem wurde während meines Aufenthaltes auf „meiner“ Station, wie ich zufällig mitbekam, ein Patient, der mit noch Jemandem bereits in einem 2-Bett-Zimmer lag, (Zitat einer Schwester, die grad an meiner Zimmertür telefonierte) >positiv getestet, der muß in Isolation.< Und weiter (Zitat): >Ja, der ist bei uns. Auf der B.<

Ich (transplantiert, ergo mit stark herabgesetztem Immunsystem) hatte prompt tagelang richtiggehend Angst gehabt, das Zimmer zu verlassen; schließlich weiß man ja unter solch gravierenden Reinigungs-Umständen nie, wo die Viren lauern könnten.

Zur Nahrungsmittelversorgung

Laut Internetauftritt sollte einzig im August 2021 an allen Patienten ein neues Versorgungssystem getestet werden: Statt sich regulär, wie zuvor bestellt, morgens und abends seine Brote selbst zu schmieren & belegen, bekamen die meisten Patienten (Ausnahme: sogenannte „Stoffwechselpatienten“ sowie Neuaufnahmen) jetzt relativ große, bereits fertig gepackte, verschlossene Pappkartons (nummeriert sortiert) gereicht, die für die relativ winzige enthaltene Menge auch noch viel zu groß waren (Stichwort: Umweltverschmutzung?!).

Hier mal ein Frühstücks-Beispiel, Sorte „Müsli“, von einer meiner Mitpatientinnen; abschreckender geht es nicht: ca. 40g Müsli in einer verhältnismäßig großen Plastikverpackung, 1 PET-Flasche 0,5l Wasser, 1 kleiner Becher Apfelmus (laut Aufschrift 100g, wirkte aber wie höchstens 85g; verglichen mit einem anderen 85g-Becher) sowie eine Serviette – keine Schüssel, kein Apfel, nichts weiter – und eine zweite Portion gab es auch nicht.

Davon soll ein erwachsener Mensch mit entsprechendem Kalorienbedarf satt werden???

Einzig Besteck sowie wahlweise Kaffee oder Tee wurden noch von den Schwestern nachgereicht, und mit viel Glück hatten sie auch noch eine Schüssel für’s Müsli auftreiben können.

Wie ich kurz vor meiner Entlassung erfahren habe, wurde dieses System bereits mit dem 01. September komplett auf alle Asklepios-Klinika ausgeweitet – bundesweit, für immer. Angeblich kam es ja (Zitat einer Pflegekraft) „so gut bei den Patienten an“… – selbst das Pflegepersonal wußte, daß dem eben nicht so ist!

Demgegenüber habe ich von diversen Mitpatienten – und zwar unabhängig voneinander, von allen Stationen der Klinik – gehört, daß die darin gelieferten Fertigbrote (Zitat) >labbrig, total durchgeweicht< und wahlweise (Zitate) >zu wenig< oder, bei Senioren, >viel zu viel, das eß’ ich doch gar nicht alles auf“ wären.

Dazu sind die Fertigbrote eingeschweißt und teils schwer zu öffnen, vor allem, wenn die Patienten krankheitsbedingt (bspw. Gicht o.ä.) selbst nicht mehr gut greifen können.

Mit Glück kommt mal eine Tomate oder Gurke mit in die Schachtel; diese sind aber so dermaßen eiskalt, daß selbst ich meine Probleme hatte, sie anzufassen – geschweige denn, ohne Kälteschmerz reinzubeißen.

Cafeteria ist keine Alternative

Jetzt sagt sicher manch Einer, „dann eben ab zur Caféteria!“

Dazu muß ich sagen, daß daraus auch so gut wie nichts wird, denn unter dem Deckmantel „Corona“ haben sie nämlich ihre ohnehin schon fragwürdigen Öffnungszeiten zum Leidwesen Aller drastisch reduzieren müssen – Grund: Eine einzige Küchenkraft wurde dazu – ich drück es mal drastisch aus – „abkommandiert“, aus Personalmangel am Verkaufstresen zu stehen, obwohl es eigentlich nicht ihre Aufgabe ist.

Die Öffnungszeiten der Caféteria wurden von ursprünglich ca. 11,5 Stunden pro Woche auf sage und schreibe mickrige 5 (!!!) Stunden pro Woche (Montag bis Freitag 11:30 bis 12:30 Uhr) herabgesenkt, also auch noch ausgerechnet während der Mittagessenszeit für die Patienten – Wochenende & Feiertags, wo eigentlich die meisten Besucher Zeit haben, ist die Caféteria hingegen komplett geschlossen!

Alle Personen, mit denen ich darüber gesprochen habe, egal, ob Angehörige, Besucher oder Patienten, haben unisono gesagt, daß diese Tatsache der größte Mistbock ist, den Asklepios uns allen hat antun können – und vor allem den Patienten, die von weiter her kommen, und eben nicht mal einfach so Besuch empfangen können, ergo den Caféteria-Aufenthalt sehr gern als Abwechslung zu Zimmer und Park nutzen würden.

Mein Fazit

Um es kurz zu fassen: Die wunderschöne große, waldreiche Parklandschaft (mit Beachvolleyball-Sandplatz, zwei Tischtennisplatten, Spielplatz, diversen Sitzgelegenheiten und sogar einem kleinen, versteckt gelegenen Teich), die historischen Altbauten auf einem Teil des Grundstücks sowie die kleine „Diabetes-Ausstellung“ in der ersten Etage sind tatsächlich die einzig echten Pluspunkte des Aufenthaltes, vor allem für Stadtmenschen wie mich!