Am Abend des 24. November gedachte und erinnerte man in der Marienkirche am Alexanderplatz den einsam verstorbenen Menschen im Bezirk Mitte. Eingeladen dazu hatte der evangelische Kirchenkreis und das Bezirksamt Mitte. Die evangelische Kirche startete 2019 dazu eine Initiative und erinnert an diese Menschen.
Wenn ein Menschen mittellos stirbt und es keine Angehörigen ermittelbar sind, dann gibt es eine “ordnungsbehördliche Bestattung” (2023 waren dies 218) im einfachsten Rahmen und nur auf das nötigste beschränkt. Für Kerzen, Blumen und dem was ein würdevollen Abschied ausmacht ist da kein Platz. Gelingt es später auch nicht Angehörige oder Vermögen zu ermitteln, dann gelten die Menschen als “einsam verstorbene” (2023 waren dies 43 Menschen).
Familienstadtrat Christoph Keller: „Auch dieses Jahr gedenken wir gemeinsam mit dem Bezirksamt Berlin Mitte und dem Kirchenkreis im Rahmen einer Trauerfeier der einsam verstorbenen Menschen. Und auch dieses Jahr ist das ein Anlass, um darüber nachzudenken, wie wir einander besser durchs Leben begleiten können, auch wenn der Kontakt zur eigenen Familie aus den unterschiedlichsten Gründen abbricht. In einer Großstadt wie Berlin ist es besonders einfach, sich in schwierigen Zeiten aus den Augen zu verlieren. Menschen sind mit dem eigenen Leben überfordert. Dabei genügt manchmal der eine richtige Hinweis, ein liebevolles Wort oder ein Lächeln.“+++++
Bezirksamt Mitte – Trauerfeier für einsam verstorbene Menschen aus Mitte
In einem kleinen Rahmen wurde den verstorbenen Gedacht, die zu Lebzeiten ihren letzten Gang einsam antreten mussten. Und wohl nicht die Chance auf tröstende Worte zum Abschied hatten. Und oft keinen Vertrauten der sie begleitete. Mit den Tönen eines Saxophones, welche durch die weiten der Kirche ertönte wurde die Trauerfeier eröffnet. Die Trauerfeier sei von von Menschen für Menschen, so hieß es in der Eröffnungspredigt.
Bei den Beerdigungen würde auch Wissen zum Leben des Verstorben fehlen und eine Begleitung für einen würdevollen Abschied von dieser Welt. Wer kennt schon die Vorlieben, Sehnsüchte, Stärken und Schwächen dieser Menschen. Wer kann erzählen von Freud und Leid von unbekannten und vergessenen Leben. Gründe gäbe es viele, wenn Menschen einsam sterben. Armut und soziale Isolation, die Anonymität der Großstadt und fehlende Bindungen zur Gesellschaft.
Mit Psalm 90 erinnerte und mahnte an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner kurzen Zeit auf Erden.
5 Du reißt die Menschen hinweg, sie verschwinden so schnell wie ein Traum nach dem Erwachen. Sie vergehen wie das Gras: 6 Morgens sprießt es und blüht auf, doch schon am Abend welkt und verdorrt es im heißen Wüstenwind. 7 Ja, durch deinen Zorn vergehen wir, schnell ist es mit uns zu Ende! 8 Unsere Schuld liegt offen vor dir, auch unsere geheimsten Verfehlungen bringst du ans Licht. 9 Dein Zorn lässt unser Leben verrinnen – schnell wie ein kurzer Seufzer ist es vorbei! 10 Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch alles, worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch schwinden wir dahin!
Auszug aus Psalm 90 – Bibelserver.com
43 Menschen gelten im Amtsdeutsch als “einsam verstorbene” und für jeden dieser Menschen wurde an diesem Tage eine Kerze entzündet und die Namen verlesen. Vertraut klangen die Straßen in denen sie wohnten und doch waren die Namen unbekannt. So anonym wie es in der lebendigen Großstadt üblich ist. Und eine Kerze für all jene wurde entzündet die auch einsam starben und deren Namen nicht genannt wurden, auch wenn einsam starben. Auf den Altarstufen stellten Menschen entzündete Kerzen für “ihre” Menschen ab um an sie zu denken und zu erinnern. Mit dem “Vater unser” endete die Trauerfeier.
Trauer- und Gedenkfeiern für einsam verstorbene Menschen gibt es in fast Bezirken. Und sind eine Möglichkeit jenen einen würdevollen und gemeinsamen Abschied zu geben die diesen hatten. Und wer sie kannte, kann sich so von ihnen verabschieden. Ein letzter Dienst der Gesellschaft an denen die vergessen wurden oder vielleicht auch nicht mehr Teil der Gemeinschaft mehr waren.