
Am Ufer der Oder zur Mündung der Warthe findet man das Pompej des Ostens. Dort wo sich die einst schönste Stadt Preußens befunden hat, finden sich heute nur noch Ruinen der Festung Küstrin. Die von der Natur überwachsenen Überreste einstiger Pracht lassen erahnen wie die Stadt und Festung einst die Umgebung prägte.
Die früheren Straßenzüge lassen breite Straße und schmal Gassen erahnen. An deren Bordsteinen die Stufen zu Hauseingängen sind. Hauseingänge die keine mehr sind und Treppen die ins Nichts führen. An einzelnen Stellen kann man ein Blick in Kellergewölbe vergangener Zeiten werfen.

Pompej von Größenwahn und Fanatismus
Man nennt die Festung Küstrin das Pompej des Ostens, denn ausser Ruinen blieb nichts von der Vergangenheit und dem Glanz früherer Zeit. Doch anders als Pompej fiel die Festung keiner Naturgewalt, sondern dem menschlichen Größenwahn und Fanatismus zum Opfer.
Zerstört wurde die Stadt Küstrin fast vollständig in den letzten Wochen des 2. Weltkrieges. Am 25. oder 26. Januar wurde Küstrin auf Befehl der größten militärischen Katastrophe des Deutschen Reiches Adolf Hitler zur Festungsstadt erklärt, welche bis zur letzten Patrone zu verteidigen wäre. Und der Polizeioffizier Heinz Ferten zum “Festungskommandanten” ernannt. Anfang Februar errichtete die sowjetische Armee Brückenköpfe am westlichen Ufer der Oder. Bei den bis Ende März dauernden Kämpfen wurde die Stadt Küstrin fast vollständig zerstört.

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Stadt Küstrin geteilt. der östlich gelegene Teil der Stadt mit der Festungsanlage steht seit dem unter polnischer Verwaltung. Unter deutscher Verwaltung steht nur noch die heutige Gemeinde Küstrin-Kietz. Überreste der Festung wurden nach Kriegsende zur Gewinnung von Baumatrial teilweise abgetragen.
Die Runinen der Festung zeigen nicht nur den Ruhm und Glanz der Vergangenheit. Sondern auch was Krieg bedeutet. Die Ruinen sind die stillen Zeugen und Anklage einer totalen Zerstörung von dem was Zivilisation ausmacht. Dort wo einst Kinder spielten und Menschen lebten, wo sich menschliches Leben in all seinen Facetten abspielte – dort blieb nach einer ruhmreichen Schlacht, Heldenmut und Heldentod, der Verteidigung gegen das ultimative Böse von allen Seiten am Ende nur noch Not, Elend und eine Ruinenlandschaft.
Krieg gehören leider zur Menschheitsgeschichte – wie die Geschichte der Festung Küstrin zeigt. Doch sobald Kriege ideologisch aufgeladen werden und es zum Weltanschauungskrieg “Gut gegen Böse” und “Krieg der Systeme” wird, dann wird es apokalyptisch. Dies zeigen der 30jährige Krieg (religiöser Krieg) und auch der 2. Weltkrieg (ideologischer Krieg). Kriege die zu massiver Zerstörung und viel Not und Elend in Europa führten.

Und während man durch die Runinen des einstigen Glanzes der schönsten Stadt Preußens wandelt, sollte man den Geistern der Vergangenheit lauschen die dort die Lehren der Geschichte erzählen. An Orten in den einst das Leben in all seinen Reichtum war und heute nur noch Ruinen sind.