
Frank Bsirske (Vorsitzender VERDI) äusserte in einem Interview mit der Berliner Morgenpost scharfe Kritik an deutschen Paketzustellerstrukturen. So sollen Unternehmen wie Hermes durch die Beauftragung von Subunternehmen dazu beitragen mafiöse Strukturen im Paketzustellbereich zu etablieren. Strukturen in denen mit krimineller Energie und dem Einsatz gefälschter Pässe jegliche soziale Mindeststandards umgegangen werden. Solch ein Geschäftsgebahren mag zwar die Kosten zu Lasten der Qualität niedrig halten – jedoch sind solche Geschäftsmethoden auch zu Lasten der deutschen Unternehmer und Arbeitnehmer, welche sich an gesetzliche Regelungen und Sozialstandards halten.
Das Problem mit illegaler Beschäftigung ist sehr groß. In der Paketzustellbranche haben sich zum Teil mafiöse Strukturen etabliert. Unternehmen wie Hermes engagieren Firmen, die wiederum andere Firmen beauftragen, die dann Menschen aus der Ukraine, aus Moldawien oder aus Weißrussland in die Lieferfahrzeuge setzen. Viele haben gefälschte Pässe. Da werden Stundenlöhne von 4,50 Euro oder sechs Euro gezahlt und das bei Arbeitszeiten von zwölf oder sogar 16 Stunden pro Tag. Das Problem wird größer, je mehr die Branche der Paketzusteller boomt.
Zur Bekämpfung dieser kriminellen nund mafiösen Strukturen fordert Bsirske die Einführung der sogenannten Nachunternehmerhaftung. Dabei wäre der eigentliche Auftraggeber für die korrekten Arbeitsbedingungen bei allen Subunternehmern verantwortlich. Eine solche Regelung gibt es bisher nur in der Bau- und in der Fleischbranche.
Hotline gegen Mindestlohnverstöße
Notwendig seien auch zusätzliche und intensivere Kontrollen, da der Mindestlohn auch in anderen Branchen nicht eingehalten wird. Millionenfach wird jeden Tag der Mindestlohn in Deutschland unterlaufen und so der deutsche Arbeitnehmer um seinen gerechten Lohn betrogen.
In Großbritannien gibt es die Möglichkeit, Verstöße gegen den gesetzlichen Mindestlohn telefonisch bei einer Hotline zu melden. Vor allem kleine Unternehmen machen davon Gebrauch, um sich gegen unlautere Geschäftspraktiken der Konkurrenz zu wehren. Ich finde das gut. Wir sollten eine Mindestlohn-Hotline auch in Deutschland einführen.
Paketfahrer – Ausgebeutet für den Online-Boom?